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dimanche 7 février 2021

Gasthof Fernstein in Tirol und seine Erinnerungen an König Ludwig II. Die Königzsimmer.

 

Gasthaus und Ruine Fernstein.
Porträt Ludwig II. aus seinen letzten Lebensjahren.

Einer der Prunkwagen,
womit der König seine nächtlichen Fahrten ins Gebirge unternahm.

Gasthof Fernstein in Tirol und seine Erinnerungen. Juli 1910.

Der interessante, zwischen Nassereith und Lermoss in Tirol am malerischen Fernsteinpas gelegene Gasthof ist dieser Tage von einem Schadenfeuer schwer heimgesucht worden. Der Platz, den alljährlich gar viele Tirolivanderer passieren, hat mit seiner ihn überragenden Ruine Fernstein nicht nur viel romantischen Reiz. Er ruft auch geschichtliche Erinnerungen wach ,die sich an die Person des unglücklichen Bayernknuigs Ludwig II. knüpfen, und die hier wieder einmal berührt werden sollen. Der Monarch zeigte für den unterhalb des Fernstein-Passes an der Straße gegen Nassereith prächtig gelegenen Gastoqf so große Vorliebe, daß er sich dort zwei Zimmer mietete und sie nach feinem Geschmack sehr kostbar und prunkvoll einrichten ließ. Das eine Zimmer war ganz in Rot, das andere in Blau ge ­halten. Sie glänzten in Samt und Seide; die kostbaren Möbel, Spiegel und Bilder, das Sofa mit dem prachtvollen Baldachin, Teppiche und Stickereien, Gold und Marmor und feinstes Por zellan das alles bot einen seltsamen Gegensatz zu dem unscheinbaren Äußeren des an der stillen Alpenstraße gelegenen Einkehrgasthauses. Speist der König in Fernstein, so hatte ein an der Wand hängendes Stilleben das Menu gleichsam widerzuspiegeln; diese und andere Geheimnisse mußten aber bei Strafe der Entlassung streng geheim gehalten werden und gelangten hauptsächlich erst in die Öffentlichkeit, nachdem im Juni 1886 die Fluten des Starnbergersees dem Dasein des wahnumnachteten Herrschers ein Ende gemacht hatten. Von dem Gasthause aus ist bekanntlich die Straßenecke bis zur Patzhöhe hinaus zu überblicken. Wenn nun die Fackel des Vorreiters einer mit Zierrat überladenen Königsequipage oder des Prunkschlittens im Dunkel der Nacht hoch oben am Berge aufleuchrete, so war dies für die Fernsteinwirtin das Zeichen, alle Lichter anzuzünden und in dem Augenblicke, wo das wie der Sturmwind eilende Königsgefäbrt um die letzte Ecke frag, erglänzten die Fenster in Fernstein im Helle Scheine zahlreicher Kerzen. Ebenso mußten die Lichter brennen, wenn der königliche Gast zur Nachtzeit das Haus verließ, und es durfte in den Königszimmern erst dann dunkel werden, wenn die Staatskarosse aus dem Gesichtskreis völlig verschwunden war. Für alle derartigen Aufmerksamkeiten zeigte sich der König sehr dankbar und kam an Festtagen oft mit Geschenken angefahren. Im Gasthöfe Fernstein wurden die beiden Königszimmer noch bis in die letzte Zeit gezeigt; von den Einrichtungsstücken wurden jedoch die wertvollsten später nach Köln gebracht, so daß bei dem jetzigen Brand kein allzu großer Verlust zu beklagen war.

Quelle : Illustrierte Kronen Zeitung, 18. Juli 1910

Die Königszimmer in Fernstein 

Der verstorbene König Ludwig II. von Bayern hatte sich vor Jahren im Gasthause zu Fernsteinbei Sigmundsburg, im Gerichtsbezirk Imst, Oberinnthal, Tirol, zwei Zimmer gemiethet. Er liess beide ganz nach seinem bekannten Geschmack, in Anlehnung an König Ludwig XIV. Prachtgebilde, und zwar genau in der Art, wie alle von ihm erbauten Schlösser, einrichten. Von diesen Gemächern ist das eine in rother Seide, und reich mit prachtvollen Gold ­ verzierungen ausgeschlagen. Das andere ist ebenso in gleichem Stoffe, von derselben Farbe, ausgeführt. Im Colorit mit der Tapisserie harmoniren die im Stil Ludwig XIV. gehaltenen Sessel. An den Wänden hängen zahlreiche Bildnisse dieses seines hochverehrten Lieblings ­ fürsten. Sie stellen ihn in den verschiedensten Altersstufen dar, sämmtlich in vorzüglichster Ausführung. Die anderen Wandbilder haben Auftritte aus dem Leben des französischen Königs zum Gegenstände der Darstellung. Im ersten Zimmer steht das mit den reichsten Verzierungen ausgestattete Bett des Königs, neben diesem aber ein allen bekannten Ofenformen spottender Ofen in Birnenform (!), welchen ein chinesischer Schirm, ihn etwas zu decken, bestimmt ist. In den Ecken des Gemaches stehen Tischchen, welche mit den verschiedensten kostbaren, vielfach absonderlichen Nippsachen geradezu überladen sind. Die Gesammteinrichtung gewährt ein Bild von seltener Pracht und Verschwendung. Natürlich steht der Besucher völlig überrascht auf der Schwelle, da doch Niemand in den, von aussen betrachtet, so ganz bescheidenen Räumen des ländlichen Wirthshauses in Fernstein soviel des Herrlichen erwarten wird. Der beklagenswerthe Fürst hat diese beiden Zimmer noch kurze Zeit vor seinem unglücklichen Hinscheiden bewohnt. Es wird in ihnen, nachdem die Erlaubniss zur Besichtigung ertheilt worden ist, alles und jedes vollständig unverändert gelassen. — IF.

Quelle : Österreichische Kunst-Chronik, 18. September 1886.




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