Ein Artikel der Illustrirte Zeitung:
"Herzog Karl Theodor in Baiern und seine Gemahlin, Prinzessin Maria Josepha von Braganza.
Je äufiger in fürstlichen Häusern Rücksichten des hohen Staatsinteresses, der convention, der Etikette die Wahl bei
Abschluß von Ehebündnissen beeinflussen, um so erfreulicher
sind zu allen Zeiten solche fürstliche Heirathen als glückliche
Ausnahmen von der leidigen Regel erschienen, in denen es
beiden Theilen vergönnt war, sich lediglich aus reiner Herzensneigung zum Bund für dieses irdische Leben zu einigen. Ein solcher Bund hat am 28. April die kirchliche Weihe empfangen. Herzog Karl Theodor in Baiern und Prinzessin Maria
Josepha von Braganza wurden an diesem Tag zu Schloß
Kleinheubach, der Residenz des Fürsten von Löwenstein-Werthheim-Rochefort oder Rosenberg im bairischen Kreise
Unterfranken und Aschaffenburg, kirchlich verbunden genommen.
Der Gatte ist ein Sprößling des Hauses Wittelsbach, dem Deutschland einen mächtigen Kaiser, Schweden und Baiern schon so manchen ruhmreichen König gesegneten Andenkens verdanken haben, und zwar ist er ein Glied der herzogichen, ehemals pfalz-zweibrücken-birkenfeldischen Linie und der weite Sohn und das vierte Kind des Maximilian in Baiern, des einst vielgenannten Afrikareisenden und Forschers, aus dessen Ehe mit Ludovica Wilhelmine, der Tochter des verewigten Königs Maximilian I. von Baiern.
Geboren am 9. August 1839 zu Possenhofen am Starnbergersee, dem reizend gelegenen Lustschloß und Wohnſitz seiner
Aeltern, erhielt Karl Theodor frühzeitig eine sorgfältige Erziehung. Er ist jetzt Oberst a. D. im 3. bairischen
Chevaurlegersregiment. Mit großer Auszeichnung hat er am
Krieg gegen Frankreich 1870–1871 im bairischen Heer Antheil genommen. Neben seiner besonders auf Ausbildung für das Militärfach gerichteten Jugenderziehung hat der Herzog in frühen Neigung und Geschmack an wissenschaftlicher Beschäftigung bekundet. Vornehmlich fühlte er sich zu dem Studium der Naturwissenschaften hingezogen. Es war daher auch nur eine gerechte Anerkennung seiner Neigungen für jene Wissensgebiete, daß ihm im Monat Auguſt 1872 die Universität München gelegentlich ihres 400jährigen Jubiläums die Doctorwürde honoris causa verlieh.
Der Herzog war bereits einmal vermählt, und zwar mit der Prinzessin Sophie Marie Friederike von Sachsen, Tochter des verewigten Königs Johann. Die Prinzessin war am 15. März 1845 geboren und starb zu München am 9. März 1867 nach kurzer, aber hochbeglückter Ehe, aus welcher dem gebeugten Witwer in einem Töchterchen, Prinzessin Amalie Marie, geboren zu München am 24. December 1865, beim Scheiden der heißgeliebten Gattin ein theures Pfand verblieb.
Die jetzige Gemahlin des Herzogs, Prinzessin Maria Josepha von Braganza, geboren zu Schloß Bronnbach in Baden
am 19. März 1857, ist das vierte Kind und die dritte Tochter
des am 26. October 1802 geborenen und am 14. November
1866 verstorbenen Prinzen Miguel, Infanten von Portugal,
aus dessen Ehe mit der Prinzessin Adelheid von Löwenstein-
Wertheim-Rochefort, geboren den 3. April 1831 als Tochter
des Erbprinzen Konstantin Joseph von Löwenſtein-Wertheim-
Oches Ort.
Die junge Herzogin ist eine Perle ihres Geſchlechts, eine
Zierde ihres Standes, geschmückt mit allen Reizen der Jugend,
Anmuth und Schönheit, ausgezeichnet durch echte Herzensbildung und die Tugend edler Weiblichkeit."
Quelle: Illustrirte Zeitung, Nr 1612, Leipzig, 23. Mai 1874
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