Morgen-Post, Wien, 18. Juni 1886
Vom Schloss Berg nach München.
Es war ein düsterer Zag, welcher sich Montag Nachts von Schloss Berg, der Unglücksstätte, wo der Bayernkönig ein so erschütterndes Ende gefunden, nach München bewegte. Man führte den unglückseligen König in das Schloss seiner Ahnen, nach der stillen Klause, wo er nun ewige Ruhe finden soll. Nach einer uns von einem Münchener Künstler zugesandten Skizze ließen wir die obige Darstellung zeichnen, welche von der letzten Reise des unsteten Königs ein genaues Bild zeigt. Nach der durch den Münchener Stiftsdecan Türk vorgenommenen Einsegnung in Schloss Berg wurde die Leiche auf einen vierspännigen Wagen gehoben.
Dem Leichenwagen ritten Vorreiter, die mit Lichtern versehen waren, voran und drei Wagen folgten nach. Die Mitglieder des Veteranenvereines gaben ihm das Geleite. Der Trauerzug setzte sich um halb 9 Uhr unter allgemeinem Schluchzen in Bewegung und nahm seinen Weg über Wanzen durch den königlichen Park Forstenried und über Sendling nach München. Vom Schloss Berg bis zur Villa Poschinger gaben die Bewohner der umliegenden Orte und die dem Könige zuletzt zugetheilt gewesenen Beamten und Diener der Leiche das Geleite. Bei der Villa Poschinger wurde die Leiche nochmals eingesegnet, dann bestieg das Gefolge, welches aus dem Baron Washington, dem Grafen Boos-Waldeck und einigen Hofbediensteten bestand, die Wagen. Die genannten zwei Herren fuhren vor dem Leichenwagen. Dieser wurde von vier dunkelbraunen Pferden gezogen, die mit langen Flordecken geschmückt waren. Demselben voran ritten zwei Piqueure. Dem Leichenwagen folgten in vier Wagen die Hofgeistlichen und das übrige Gefolge. Es ging in scharfem Trab durch den drei Stunden langen Forstenrieder Park, wo kein Mensch zu sehen war. Erst in Forstenried waren Leute versammelt und die Feuerwehr ausgerückt. Dann fuhr der Zug weiter über die verödete Landstraße bis Sendling, das schon einen Vorort Münchens bildet. Von da gab eine Abteilung des schweren Reiter-Regimentes der Leiche das Geleite. Der Trauerwage trug einen einzigen Kranz und zwar denselben, den unsers Kaiserin, die bekanntlich in Feldafing weilt, nach Berg gesendet hatte.
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