Der
Fall „Lew Vanderpoole“: Ist der Bericht der königlichen Audienz
vom amerikanischen Schriftsteller ein literarischer Betrug?
Im
Jahr 1886, kurz nach dem Tod des Königs, veröffentlichte Lew
Vanderpoole, ein amerikanischer Autor und Kolumnist, einen Artikel in
einem in Philadelphia monatlich erschienenen Magazin, namentlich
Lippincott's
monthly magazine, a popular journal.
Der Artikel mit dem Titel LUDWIG
OF BAVARIA, a personal reminiscence (1),
berichtete über eine Audienz, die der König Ludwig II. dem
amerikanischen Journalisten gewährt hatte.
Als
ich den Artikel gelesen hatte war mein erster Eindruck dass diese
Geschichte zu gut ist um wahr zu sein. Die Erzählung schien mir wie
eine Theaterszene aufgebaut zu sein und für mich stellten sich viele
Fragen auf die ich Antworten suchte:
- Wer war dieser Lew Vanderpoole?
- Wann hatte er seinen Artikel veröffentlicht?
- Wie hätte er ein Empfehlungsschreiben von Gambetta bekommen können?
- Wann und wo hatte die angebliche Audienz stattgefunden?
- Welche Vermittler hat Vanderpoole eingesetzt?
- Wie konnte der Brief von Gambetta an den König zugestellt werden?
- Gab es direkte Zeugen dieses Treffens?
- Wie ist es möglich, dass sich König Ludwig II. so offen und innig einer ihm vollkommen unbekannten Person anvertraute und das bei der ersten Audienz?
Ich
begann Lew Vanderpoole sowohl in der historischen Literatur über
König Ludwig II. als auch in der amerikanischen, französischen und
deutschen Presse der Zeit zu erforschen und entdeckte Elemente, die
meine Zweifel an der Authentizität der Audienz von König Ludwig II.
weckten.
Einige
meiner Fragen sind unbeantwortet geblieben, und die Antworten, die
ich gebe, spiegeln den aktuellen Stand meiner Forschung wieder und
können durch mögliche neu entdeckter Dokumente geändert werden.
Alle Informationen, ob neu oder alt, sind willkommen. Die König
Ludwig II. Literatur ist immens und es gibt wahrscheinlich wertvolle
Zeugenaussagen, die mir entgangen sind.
Nach
einer kurzen Einführung an den Inhalt des Textes von Lew Vanderpoole
werde ich das Ergebnis meiner Forschungen, Entdeckungen und
Überlegungen vorstellen. Der englische Originaltext von Lew
Vanderpool ist am Ende des Artikels angefügt.
In
seinem Aufsatz gibt Vanderpool einen langen Bericht über die
Bewunderung, die König Ludwig II. für die Arbeit und die Person von
Edgar Poe konzipiert hatte. Dieses Thema ist nicht der Zweck dieses
Artikels. Alfons Schweiggert, einer der besten Spezialisten des
Königs Ludwig II., widmete 2008 ein Buch, in dem er die Parallelen
zwischen Biographie, künstlerischen Leistungen und Gedanken des
bayerischen Königs und des brillanten amerikanischen Schriftstellers
beschreibt. Für diese Themen kann auf diese Referenzarbeit verwiesen
werden. Herrn Schweiggert bin ich sehr dankbar für seine Offenheit
für meine Recherche, für die aufrichtige Diskussion die wir hatten,
und für die wertvolle Führung die er mir gegeben hat. Herr
Schweiggert hat mich auch gedrängt, diesen Artikel ins Deutsche zu
übersetzen, und ich bin Ihm sehr dankbar dafür.
Zusammenfassung vom Lew Vanderpooles Text
In
seinem Bericht behauptet Vanderpoole, nach dem Tod von drei seiner
französischen Vorfahren, die acht Jahre vor der Veröffentlichung
seines Artikels verstorben sind, Erbschaftsprobleme zu haben, die ein
Treffen mit dem bayerischen Herrscher verlangten. Er erwähnt weder
den Audienztermin noch den Anlass dafür König Ludwig II. um Hilfe
zu bitten, sondern sagte, er hätte ein Empfehlungsschreiben von
Gambetta erhalten, das ihm als Türöffner diente, um vom König
Ludwig II. empfangen zu werden. ohne darzustellen, wie das
Empfehlungsschreiben zu König Ludwig II gelangte.
Der
König war sehr gastfreundlich, untersuchte die Probleme von
Vanderpooles Erbe und schlug Lösungen vor. Als die Audienz zu Ende
ging, behauptete Vanderpoole, dass der König plötzlich andere
Dokumente zwischen den Unterlagen für die Erbschaft gefunden hatte.
Diese Dokumente waren Artikel die Vanderpoole für eine
Veröffentlichung im Le
Figaro ausgearbeitet
hatte, die sich auf den amerikanischen Schriftsteller
Edgar Allan Poe beziehen. Angeblich waren diese Artikel durch
Vanderpoole aus Versehen vermischt worden.
Der
König nahm die Artikel in Besitz, war extrem begeistert und
vertraute Vanderpoole seinen Enthusiasmus für die Arbeit von Edgar
Allan Poe an, in seinen Augen der wunderbarste und größte
Schriftsteller. König Ludwig II. hätte gesagt, dass er seine Krone
für eine einzige Stunde Gespräch mit Edgar Allan Poe aufgeben
würde. Der König, sehr bewegt, bat dann Vanderpoole, ihm Zeit zu
geben, seinen Artikel über Edgar Allan Poe zu lesen. Dann öffnete
König Ludwig II. sein Herz und vertraute Vanderpoole an, dass er
eine Parallele zwischen seiner eigenen Natur und der des
amerikanischen Schriftstellers sah. König Ludwig II. gab sich einem
wahren Bekenntnis hin und gestand Vanderpoole seine extreme
Sensibilität und die schmerzhaften Beziehungen, die er mit der Welt
hatte. Er ging in der Zeit zurück, rief seine Kindheit und seine
Erziehung hervor und endete mit einer Analyse, in der er erwähnte,
dass manche Menschen ihn für Verrückt halten und er selber darüber
am Zweilfeln war. Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich der
König von Vanderpoole und verließ den Raum.
Die königliche Audienz in der deutschen historischen Literatur und Presse
Historische
Studien, die dem König Ludwig II. gewidmet sind, erwähnen manchmal
die Audienz, dass König Ludwig II. dem amerikanischen Journalisten
gewährte. Der Text von Vanderpoole ist seit mindestens 90 Jahren
deutschen Historikern bekannt. So Ludwig Below in seinem Roman Dem
Toten die Ehre entsiegelte Dokumente. Treue Bayernherzen ihr Liebling
als Denkmal. Roman eines Königstraumes nach ganz neuerschlossenen
Quellen,
erschienen 1926, zitiert umfangreiche Auszüge aus dem Text von
Vanderpoole (3). In der letzten Zeit, um nur einige zu erwähnen
Thomas Ammon (4), Maria Seitz oder Oliver Hilmes (5) erwähnen kurz
Vanderpooles Artikel. Alfons Schweiggert (2) führt sein Buch mit der
Audienz von König Ludwig II. und Vanderpoole ein, gefolgt durch die
deutsche Übersetzung des Berichts von Vanderpoole. Schweiggert ist
der einzige, der die Aussage eines Dieners des Königs, Alfons Weber,
hervorbringt, der die Anwesenheit von Vanderpoole bei König Ludwig
II. (6) bemerkt hätte. Alfons Schweiggert erwähnt leider nicht die
Quelle der letzteren Behauptung. Schweiggert erhielt diese
Information von einem inzwischen verstorbenen Kollegen, so dass diese
Behauptung nicht als zuverlässig gelten kann. Ebenfalls erwähnt
Schweiggert den Monat des Treffens, Februar 1882, aber wieder ohne
die Quelle zu erwähnen. Radio Bayern 2 hat das Thema 2016 mit der
Ausgabe der Reihe Bayerisches
Feuilleton, Ludwig II. und Edgar Allan Poe
von Markus Metz und Georg Seeßlen gesendet, in dem Alfons
Schweiggert auch eingeladen war (Podcast aktuell verfügbar) (7).
Es
ist anzumerken, dass nach unserem Wissen kein Historiker jemals die
Authentizität des Treffens zwischen König Ludwig II und Vanderpoole
in Frage gestellt hat.
Die
Bayerische Presse des 19. Jahrhunderts ist jetzt online verfügbar
dank der bemerkenswerten Arbeit der Bayerischen Staatsbibliothek mit
der Website Digipress
(8). DigiPress
hat eine leistungsstarke Suchmaschine, die keine Ergebnisse für die
Suche nach Vanderpoole liefert, was eine Überraschung ist. Der
Münchener Besuch eines amerikanischen Schriftstellers /
Journalisten, der in Bayern ist um den König zu treffen, und der
eine königliche Audienz erreichte, hätte es nicht versäumt,
journalistisches Interesse zu wecken. Wie könnten dieser Besuch und
die außergewöhnliche Natur dieser Audienz die Wachsamkeit der
Journalisten entkommen sein, die mit Interesse alles über den König
Ludwig II. folgten? Die bayerische Regierung hatte sicher auch
Informanten, die im Jahr 1882 das Kommen und Gehen vom König und
seinen möglichen Besuchern nicht verpasst hätten.
Vanderpoole, ein erwiesener Betrüger
Auch wenn die deutsche
Presse Vanderpoole nie erwähnt, so ist dies nicht der Fall in der
amerikanischen Presse. Im Jahr 1887 sind zwei seiner Betrüge
reichlich erwähnt, die Vanderpoole schuldig sprechen. Diese
Informationen hat die französische Presse weitergeleitet,
hingewiesen durch eine Versendung der Agentur Havas.
Im
Jahr 1887, nur ein Jahr nach der Veröffentlichung des angeblichen
Interviews von König Ludwig II., wurde Vanderpoole vom Cosmopolitan
Magazine
in New York wegen literarischen Betrugs verklagt. Hier unten ist der
Artikel der die Pariser Tageszeitung Le
Temps
in seiner Ausgabe vom 9. Oktober 1887 (S. 2) (9) publizierte. Dieser
Artikel kommentiert ausgiebig die Verhaftung Vanderpooles in Oyster
Bay (Long Island) nach einer Beschwerde des Herausgebers der
Cosmopolitan
Magazine,
der ihn des Betrugs beschuldigt:
Artikel
der Le
Temps,
09.10.1887. Übersetzung des Artikels.
"Bericht
aus dem Ausland
(Havas
Hinweise und spezielle Informationen)
[...]
Vereinigte StaatenEin Mann namens Vanderpoole wurde gerade in Oyster
Bay (Long Island) verhaftet und beschuldigt, George Sands
vermeintliches Manuskript an Mr. Smith, Herausgeber des in New York
erschienenen Magazins Cosmopolitan
Magazine,
verkauft zu haben.
Hier
ist, wie Herr Smith die Vorfälle, die diese Verhaftung begründet,
erzählt:
Vanderpoole,
von dem ich vor etwa einem Monat bei verschiedenen Gelegenheiten
Manuskripte angenommen hatte und der sich mir, mit einem Herrn
L'Amercaux vom Le
Figaro von
Paris, dem Testamentsvollstrecker von George Sand vorstellte, bot mir
ein angebliches Manuskript eines unveröffentlichten Werkes dieser
großen französischen Schriftstellerin mit dem Titel Princesse
de Nourmahal
an. Vanderpoole, der sofort etwas Geld brauchte, bat mich, das
Manuskript zu nehmen und ihm eine erste Rate von 100 Dollar zu geben.
Ich sagte ihm, er sollte mir den ersten Beweis für die Echtheit des
Manuskripts geben, und kurz darauf brachte er mir einen Brief von Mr.
Redpath vom North
American Review,
in dem er erklärte, dass Mr. L'Amercaux, vom Le
Figaro,
hatte ihm versichert, dass das Manuskript, das im Besitz von
Vanderpoole war, authentisch war. Herr Redpath fügte hinzu, dass er
das größte Vertrauen in Vanderpoole hatte.
Ich
kaufte das Manuskript für tausend Dollar, zahlbar in Raten, und am
nächsten Tag, als Vanderpoole mir einen Teil ins Englische
übersetzte, machte ich ihm eine erste Zahlung von hundert Dollar.
Ich muss sagen, dass die Princesse
de Nourmahal
einer der schönsten Romane ist, den ich jemals gelesen habe, und
dass sie ein großes literarisches Talent besitzt. Aber mein Verdacht
wurde durch einen Artikel in der Albany´s Argus
geweckt, der Vanderpoole den Pranger eines Werkes pries, das
tatsächlich von Reverend Hughes geschrieben worden war.
Vanderpoole
hatte mir erzählt, er sei der Korrespondent des Figaro
während des russisch-türkischen Krieges gewesen; damit
telegraphierte ich an diese Zeitung, um zu fragen, ob es wahr sei.
Mir wurde gesagt, dass nichts über Mr. Vanderpoole bekannt war. Ich
ging zu M. Redpath und er gestand mir, dass er von Vanderpoole sehr
wenig kannte und dass er kein Kenner von Sands Handschrift war. Aber
einer seiner Freunde, Herr Thorndyke, der die Schrift der großen
französischen Schriftstellerin kannte, hatte ihm gesagt, dass das
von Vanderpoole gezeigte Manuskript authentisch sei. Auf der anderen
Seite, Vanderpoole war inzwischen zu mir gekommen, und ich entlarvte
ihn mit den Beweisen seines Betrugs, und als er flüchten wollte,
ließ ich ihn verhaften. […]“
Dieselben Informationen finden sich in Frankreich in Form eines kurzen Absatzes in L'Intransigeant vom 10. Oktober 1887 (11) sowie in den Vereinigten Staaten in zahlreichen Tageszeitungen von Ende September 1887 oder Anfang Oktober 1887. So aus diesem Ausschnitt der Daily Alta California vom 22. September 1887:
oder
in diesem Chicago
Tribune
Artikel vom 9.10. 1887, den ich hier umgeschrieben habe:
„The examination of Lew Vanderpoole was held today at Oyster Bay on the charge of having obtained money by false representations from the publishers of the Cosmopolitan. Mr. Vanderpoole has represented himself as the literary executor of George Sand, and has offered manuscripts of alleged translations of what he claimed to be her posthumous works to various magazines. For the one in question, the translation of "Princess Nourmahal," he had been given 120 dollars on accounts when it was discovered work. It was held at the examination that, as Vanderpoole was not a resideut of New York City, where the translation occurred, he could not be held by the proceedings at Oyster Bay, and he was discharged.” (11)
Wie oben erwähnt, konnten die Oyster Bay-Behörden jedoch Vanderpoole aufgrund eines Formfehlers im Prozess nicht in Haft halten, da Vanderpoole nicht in New York City ansässig war, dem Ort, an dem die Verhandlung stattgefunden hatte. […]
Ein Jahr später, kommt The Indianapolis Journal am 19. November 1888 (Seite 2) auf dem Fall des literarischen Betrugs zurück, Betrug der die Publikation der Vanderpooles Übersetzung des Romans eindeutig nicht verhindert hat (Foto des Zeitungsabschnitt).
In
diesem Stadium meiner Untersuchung wird es interessant, den Bericht
über die angebliche Anhörung, die König Ludwig II. Vanderpoole
gewährte, und dem Fall George Sand zu vergleichen. Wir sehen, dass
Vanderpoole in beiden Fällen auf dieselben Vorgehensweise
zurückgreift: Erbe zu beanspruchen und sich als Journalist des
Figaro
zu präsentieren. Im Fall von George Sand ist er ein bewährter
Betrüger: Vanderpoole ist ein literarischer Fälscher, der behauptet
verantwortlich für das Anwesen von George Sand und die Übersetzung
eines nicht veröffentlichten Roman der Schriftstellerin zu sein; er
präsentierte sich als Korrespondent des Figaro.
Der Herausgeber von Cosmopolitan
sagt uns, dass es nicht sein erster Betrugsversuch war, er hatte
bereits die Urheberschaft eines Romans von einem anderen Autor
gestohlen. Der gleiche Verlag hat dem Figaro
telegraphiert über die Richtigkeit der Behauptung von Vanderpoole zu
prüfen, der während des türkisch-russischen Krieges Figaro
Korrespondenten behauptet zu sein. Der Figaro
hatte geantwortet, dass Vanderpoole der Zeitung unbekannt war. Im
Falle des Audienz mit König Ludwig II benutzte Vanderpoole denselben
Vorwand des Erbe und behauptet auch für den Figaro
zu schreiben.
So
ist der Wurm in der Frucht: Die Lüge seiner Zusammenarbeit mit dem
Figaro
ist ein trügerisches Element, das den Text der Begegnung mit dem
König von innen her verrottet. Die Parallelität der Anspielung auf
eine Erbschaft wird höchst beunruhigend. Diese einzigen Elemente
erlauben es, die Authentizität der Audienz mit dem König in Frage
zu stellen: Wir sind konfrontiert mit einem literarischen Fälscher,
dessen Schwindel für zwei Romane nachgewiesen wurden.
Elemente der Analyse des Textes von Vanderpoole
Neben
diesen Berichterstattungen die überprüfbar und durch die Presse der
Zeit bezeugt sind, kann man verschiedene Elemente des Textes der
königlichen Audienz die ich als problematisch einstufe untersuchen:
der dramatisierte Ablauf der Erzählung, die Frage der Datierung des
Textes, die Empfehlung von Gambetta und das Bekenntnis des Königs.
Eine dramatisierte Erzählung
Der
erste Teil des Textes bezieht sich auf das Erhalten der königlichen
Audienz als etwas Banales. Ein Amerikaner versucht Nachfolgeprobleme
zu lösen, er forderte die Unterstützung des Königs von Bayern und
überträgt ihm einen Empfehlungsbrief Gambettas. Er sagte, er sei
überrascht, vom König empfangen worden zu sein, als er erwartete,
entlassen zu werden und an einen Untergebenen zurückgeschickt zu
werden. Beachten Sie, dass in diesem Stadium der Geschichte der König
nicht weiß, dass der Amerikaner an Edgar Poe interessiert ist und
über diesen Schriftsteller Artikel schreibt. Allein die Vorstellung,
der König hätte jemanden empfangen, der in Erbfolge Probleme
verstrickt ist, erscheint unpassend. In dieser Zeit, floh König
Ludwig II. der Welt, und sogar seine eigenen Minister, würde er
plötzlich sich ändern und die Tür zu irgendwem ihm unbekannten
öffnen? Natürlich könnte der vermeintliche Brief von Gambetta
Vanderpoole als Schriftsteller oder Journalist bezeichnen, aber wir
kennen den Inhalt nicht. Aber auch in diesem Fall: selbst die
deutschen Journalisten hatten keine gute Ruf bei Ludwig, und das
schon seit der Zeit von der Pressekampagne 1865 gegen Richard Wagner,
den Komponisten und Freund des Königs. Darüber hinaus gibt es im
gegenwärtigen Wissensstand außerhalb von Vanderpoole kein Interview
mit König Ludwig II.
Nach
der Besprechung des Erbes kommt die unerwartete Bombe: der König
findet die von Vanderpoole auf E. A. Poe geschriebene Artikel. Das
plötzliche Erscheinen auf dem Tisch des Königs der Artikeln für
den Figaro,
die Vanderpoole sehr rücksichtslos mit seinen Dokumenten vermischt
hatte, ist mehr als rätselhaft. Man denkt an den Deus
ex Machina
eines beliebten Theaterstückes. Diese Umkehrung der dramatischen
Situation, erregt das Interesse des Königs und verlängert die
Audienz um zwei Stunden. Es ist ein Schlüsselelement der
Erzählstruktur. Wie wir gesehen haben, besteht das Problem darin,
dass diese Artikel des Figaro
niemals existierten. Kennen wir eine Menge Leute die zu einem
wichtigen Rendezvous mit einem König mit einem unsortierten
Papierbündel gehen? Das ist höchst unwahrscheinlich.
Der
König gibt sich einem langen Monolog über das Genie von Poe hin und
stellt viele Parallelen zwischen seinem eigenen Schicksal und der dem
amerikanischen Schriftsteller, was ihn dazu führt die Möglichkeit
seines eigenen Wahnsinns zu diskutieren.
Abschließend
verlässt der tränenreiche König den Raum, in dem die Audienz
stattgefunden hat.
Dieser
Erzählmodus in vier Teilen ist nicht ohne literarischen Wert oder
Intuitionen über die Persönlichkeit des Königs, aber Vanderpoole
war jedoch in der Lage diese Elementen direkt vor und nach dem Tod
des Königs in der Presse zu finden.
- Der Vorwand der Erbschaft, der Zugang zum königlichen Audienz
- Unerwartete Wendung: das Erscheinen der Artikel, die Poe gewidmet sind.
- Die Begeisterung des Königs und sein Geständnis
- Der König verlässt die Szene. Ende des Spieles.
Die Frage der Datierung der vermeintlichen Audienz
Einige
Autoren, darunter Alfons Schweiggert, erwähnen auch ein Datum: Die
Audienz fand im Februar 1882 statt. Vanderpoole jedoch hatte frühest
Juli 1886 seinen Artikel im Lippicott's
Magazine
veröffentlicht. Das war kurz nach dem Tod König Ludwigs II.. Wenn
das erste Datum richtig wäre, kommt sofort die Frage, warum
Vanderpoole mehr als vier Jahre darauf gewartet hat, ein
außergewöhnliches Dokument zu veröffentlichen, nicht weniger als
das Bekenntnis eines amtierenden König. Wenn im Gegenteil
Vanderpoole's Text einen literarischen Betrug ist, versteht man
besser den Grund für seine Veröffentlichung, nach dem tragischen
Tod des Königs von Bayern, der eine Sensation auf der ganzen Welt
verursacht, unter anderem in der amerikanischen Presse. Welche
Sensation und welche Werbung Vanderpoole damit erzielte, die
einzigartige Begegnung eines Journalisten mit dem König von Bayern
zu präsentieren, in denen der König seine Leidenschaft für einen
großen amerikanischen Schriftsteller diskutierte und am besten von
allen das Thema seines eigenen Wahnsinn ansprach! Dieser Artikel war
sicherlich sein Gewicht in Gold wert.
Warum
aber im Februar 1882? Der Text enthält einige Antwortelemente:
Das
Datum der Veröffentlichung des Artikels in der Lippincott's
Zeitschrift ist zwischen Juli und Dezember 1886, kurz nach dem
tragischen Tod des Königs und das liefert uns das „Terminus a
quo“. Vanderpoole datierte seine Reise nach Europa frühestens acht
Jahren vor der Veröffentlichung und das liefert uns das „Terminus
ad quem“: Erbschaftsangelegenheiten, sagte er, führte ihn nach
Frankreich und Bayern zu reisen. Insofern fand das angebliche Treffen
zwischen dem Journalisten und dem König zwischen 1878 und 1886
statt. Die Beschwörung des Briefes Gambettas gibt einen anderen
chronologischen Hinweis. Léon Gambetta, ein berühmter französischer
Politiker, starb am 31. Dezember 1882; er musste zwangsläufig vor
diesem Datum das sogenannte Empfehlungsschreiben verfassen. Im
November 1881 wurde Gambetta Präsident des Rates und erhielt das
Auswertige Amt Portfolio. Wenn das Empfehlungsschreiben von dem
französischen Politiker existiert hat, hat er es wahrscheinlich vor
dem 30. Januar 1882 geschrieben, das Datum des Sturzes der
französischen Regierung, die über das Verfassungsreformprojekt von
Gambetta fiel. Nach dem Sturz tritt er aus der der Politik aus,
erkrankte, und zog sich in sein Haus in Sèvres zurück.
Das Empfehlungsschreiben von Gambetta
Dies
ist ein sehr kurioser Brief für diejenigen, die die
widersprüchlichen politischen Ideen von Gambetta und denen von König
Ludwig II. kennen. Der König, ein sehr „Ancien Régime“ Mensch,
hatte als Ideal die absolute Monarchie des Sonnenkönigs und fühlte
sich in seiner Kleidung als konstitutioneller König zu eng.
Gambetta, Freimaurer, Republikaner, wild Demokrat, der Mann, der
seine ganze Kraft der Second Empire (zweites Kaiserreich) und den
Monarchisten entgegengesetzt hatte (er hat den Sturz des zweiten
Kaiserreichs verursacht). Für die Deutschen schien er als
Personifikation der Idee des Revanchismus, was Gambetta nach dem
Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 befürwortete. Hätte
Vanderpoole wirklich Probleme mit seiner Erbschaft in Bayern gehabt,
so könnte er sich leichter mit dem bayrischen Vertreter in Paris in
Verbindung gesetzt haben.
Das Geständnis des Königs
Die
Äußerungen von König Ludwig II. im Text von Vanderpoole scheinen
sehr nahe an das zu sein, was wir über die Persönlichkeit des
Königs wissen, aber würde der König sich gegenüber einer fremden
Person bei der ersten Begegnung mit einem so kuriosem
Empfehlungsschreiben so intim öffnen und weniger wachsam sein? Wie
wir aus der jüngeren Geschichte der Malerei wissen, können Fälscher
bemerkenswerte Werke hervorbringen, und dies ist auch der Fall bei
diesem Text der seit über hundert Jahren gelesen und geschätzt wird
und, obwohl er sehr wahrscheinlich eine Fälschung ist, bleibt ein
beunruhigendes Dokument, da es Vanderpoole gelungen ist, sich der
tiefen Psychologie Ludwigs II. von Bayern zu nähern.
König Ludwig II. von Bayern und Edgar Allan Poe
Dass
das Dokument von Vanderpoole eine Fälschung ist, lässt trotzdem die
Frage des Interesses, das König Ludwig II. an den Schriften von
Edgar Allan Poe tragen könnte, offen.
Dass
der König Edgar Poe gelesen hätte, wäre tatsächlich möglich,
auch wenn in Deutschland die Faszination für den amerikanischen
Autor erst nach seinem Tod des Königs zugenommen hat. Erstens, weil
einige Texte von Edgar Poe ins deutsche übersetzt und veröffentlicht
wurden. So übersetzte August Scheibe The
Murders in the Rue Morgue (Der
Doppelmord in der Rue Morgue) ins deutsche und es gibt eine deutsche
Bearbeitung der Unheimliche Geschichten
nach A. Edwards und Edgar Allan Poe von A. von Winterfeld. Zweitens
sprach König Ludwig II. auch gut französisch und konnte die
Geschichten von Poe in der französischen Übersetzung von Charles
Baudelaire veröffentlicht im Jahre 1857 lesen. Er hat aber die
Übersetzung von Poes Gedichte von Mallarme nicht lesen können, weil
die erst nach dem Tod des Königs publiziert worden sind.
Zeitungsabschnitt 1882 |
In ihrem Buch My Royal relatives
(12), berichtet Gräfin Marie Louise Wallersee-Wittelsbach, auch
Gräfing Larisch genannt, eine Verwandte von König Ludwig II., was
Carl von Heigel geschrieben hätte über die Kenntnis König Ludwigs
II. über die amerikanischen Literatur:
[…]
he had a great admiration for another american writer, Edgar Allan
Poe. For days on end, Ludwig II would steep himself in the
melancholy, sensuous emotionalism of Poe's verse, or give himself
over completely to the fear and the horror of his stories. All this
should have furnished food for thought for the psychiatrists, for it
questionably pointed the way toward the climax of Ludwig's
unfortunate tendencies. […].
Überstezung [...]
er hatte eine große Bewunderung für einen anderen amerikanischen
Schriftsteller, Edgar Allan Poe. Tagelang würde sich König Ludwig
II. in die melancholische, sinnliche Emotionalität von Poes Versen
stürzen oder sich ganz der Angst und dem Schrecken seiner
Geschichten hingeben. All das sollte Gendankanstöße für die
Psychiater geben,...[...].
Gräfin
Larisch war keine Historikerin, hat Ihre Erinnerungen geschrieben die
aber bezüglich ihrer Richtigkeit bestritten geworden sind.
Ludwig
Below zitiert in der bereits erwähnten Arbeit auch Carl von Heigel:
[...] und
Karl Heigel erzählt: Auf seinen Schlössern hatte er keine andere
Gesellschaft als Bücher. Er las und las. Seine Belesenheit war
erstaunlich. Er hatte Rankes Werke ebenso gründlich studiert wie die
Herzog von Lynes. Ein Erzählern zog ihn auch der Amerikaner Poe
besonders an. [...](13).
Die von
Ludwig Below zitierte Aussage von Carl August Heigel (1835-1905) ist
äußerst wertvoll, weil Heigel direkt für den König Ludwig II. von
Bayern aus dem Jahr 1875 arbeitete. Er schrieb die Libretti von
verschiedenen Theaterstücke für Separatvorstellungen die König
Ludwig II. in Auftrag gegeben hat.
Wenn
man weiter in die biografische, psychologische und künstlerische
Parallelen zwischen Edgar Allan Poe und König Ludwig II. einsteigen
möchte, sollte man mit Interesse die spannende Arbeit von Alfons
Schweiggert lesen.
Abschluss
Die
obere Diskussion gibt mir zu denken, dass Vanderpooles Erinnerungen
literarische Fälschungen sind, von einem Betrüger gemacht, der die
Arbeit eines amerikanischen Autors gestohlen hatte und wollte für
eine Übersetzung, eines George Sand zugeschrieben Romans, bezahlt
werden. Diese Betrügereien wurden von einem amerikanischen Verleger
vereitelt, der Vanderpooles Vorwürfe mit Le
Figaro verifizieren wollte. Von daher
ist der Bericht seiner Audienz mit König Ludwig II.
höchstwahrscheinlich ein Betrug, das jedoch nicht frei von
literarischer Qualität ist: Der Text ist gut aufgebaut und spiegelt
die Persönlichkeit des Königs sehr gut wieder, so dass bis jetzt
niemand die Echtheit der Audienz des Interviews in Frage gestellt
hat. Seit fast einhundert Jahren wird das Dokument von seriösen
Historikern und Chronisten zitiert. Das Mittel der zeitgenössischen
Forschung und insbesondere die Digitalisierung und die Online
Veröffentlichung der Presse des 19. Jahrhunderts ermöglichten neue
Erkenntnisse in der Vergangenheit.
Originaltext von Lew Vanderpoole
LUDWIG
OF BAVARIA:
A
personal reminiscence
THE
adjustment of the estates of three of my French ancestors, who died
in Rouen about eight years ago, necessitated my going to Bavaria. As
the three deaths, being almost simultaneous, resulted in
unprecedented complications, it was manifest, from the very first,
that audience must be had with the Bavarian king. So, in leaving
France, I bore with me, to Ludwig, a letter of introduction from M.
Gambetta, which fully explained my mission and requested the king to
facilitate my endeavors as far as possible. Arriving in Munich, I
sent my letter to his royal highness, expecting of course, to be
turned over to the tender mercies of some deputy, after his usual
custom. To my surprise, Gambetta's letter resulted in my being
requested to wait upon the king at the royal palace the next morning
at six o'clock. Punctual to the second, I was shown into a
beautifully-decorated sitting-room, where the monarch joined me after
a brief delay.
To
others he may have always been brusque, morose, and taciturn, but no
one could have been more affable and gracious than he was that
morning. He examined my papers with the most courteous interest, and
weighed the whole matter with as much thoughtful consideration as if
it had been something of vital concern to him. Waiving several
Bavarian customs, for my convenience, and setting me straight in
every possible direction, he was about ending the interview, when be
suddenly caught sight of something which prolonged my audience with
him, for two of the most delightful hours whic were ever owed to
royal clemency. Leaving France, as I did, a day earlier than I had
intended, in my haste I accidentally packed with my legal documents
the proof-sheets of a paper which I had been writing for Figaro on
Edgar Allan Poe. The proofs were left unnoticed with the other papers
until the whole package was opened and spread out on the king's
table. Until then his manner had been quite and gentle, almost to
effeminacy ; but the moment he saw Poe's name be became all eagerness
and animation. His magnificent eyes lit up, his lips quivered, his
cheeks glowed, and his whole face was beaming and radiant.
"
Is it a personal account of him ?" he asked;. "Did you know
Poe? Of course you did not, though: you are too young. I cannot tell
you how disappointed I am. For a moment I thought I was in the
presence of someone who had actually known that most wonderful of all
writers, and who could, accordingly tell me something definite and
authentic about his inner life. To me he was the greatest ever
born,-greatest in every particular. But, like many rare gems, he was
fated to have his brilliancy tarnished and marred by constant
clashings and chafings against common stone. How he must have
suffered under the coarse, mean indignities which the world heaped on
him ! And what harsh, heartless things were said of him when death
had dulled the sharpness of his trenchant pen! You will better
understand my enthusiasm when I tell you that I would sacrify my
right to my royal crown to have him on earth for a single hour, if in
that hour he would unbosom to me those rare and exquisite thoughts
and feelings which so manifestly were the major part of his life."
His
voice softened into a low monotone-almost a wail-as he approached the
end of his sentence, and his head kept settling forward until his
chin rested upon his breast. He kept this attitude, in dead silence,
for several minutes, his face wearing an expression of the most
intense sorrow. Suddenly arousing himself, he glanced at me in
startled surprise, as if he had for the moment forgotten my presence.
Then his eyes beamed pleasantly, and he laughed-clear, merry, ringing
laugh-at being caught in a day-dream.
"Will
you be good enough to let me read, what you have written?" he
asked. "I see that it is in French, the only language I know
except my own."
I
handed him the proofs, and watched him as be read them. As the paper
was chatty and gossipy, rather than critical, he seemed to enjoy it.
"I
see by this that you, also, are fond of Poe," he said, handing
the proofs back to me; "and so I will tell you of a little fancy
which I have cherished ever since I first began reading the works of
your great fellow-American. At first, because of my respect for his
genius and greatness, the lightest thought of what I am going to tell
you would make my cheeks bum with shame at my presumption. After a
time, I would occasionally write out my fancy, only to burn it,
always, as soon as finished. Eventually I confided it to two trusted
and valued friends; and now, in some unaccountably strange way,
moved, perhaps, by the sympathy born of our common interest in Poe, I
am going to take you into my confidence in this particular, stranger
though you are. What I have to say is this : I believe, for reasons
which I will give you, that there is a distinct parallel between
Poe's nature and mine. Do not be misled by assuming that I mean more
than I have said. I but compared our natures: beyond that the
parallel does not hold. Poe had both genius and greatness. I have
neither. He had, also, force and strength, so much of both that he
could defy the world, sensitive and shrinking as be was. That I never
can do. Not that I am a coward, as the word is generally understood,
because pain and death can neither shake nor terrify me. Yet any
contact with the world hurts me. The same as Poe's, my nature is
abnormally sensitive. Injuries wound me so deeply that I cannot
resent them : they crush me, and I have no doubt that in time they
will destroy me. Even the laceration my heart received from
indignities which I suffered as a child are still uneffaceable. A
sharp or prying glance from the eyes of a stranger, even though he be
only same coarse peasant, will annoy me for hours; and a newspaper
criticism occasions me endless torture and misery. The impressionable
part of me seems to be as sensitive as a photographer's plate :
everything with which I come in contact stamps me indelibly with its
proportions. My impulses, it can be no egotism to say, are generous
and kindly; yet I never, in my whole life, have done an act of
charity that the recipient did not in some way make me regret it.
People disappoint me; life disappoints me. I meet some man with a
fine face and fine manner, and believe in the sincerity of his smile.
Just as I begin to feel certain of his lasting love and fidelity, I
detect him in some act of treachery, or overhear him calling me a
fool, or worse."
Arising,
he began to walk slowly up and down the room.
"Apparently,"
he continued, after a brief silence, "there is no place in the
economy of life except for one kind of man. If one would be
respected, he must be coarse, harsh, and phlegmatic. Let him be
anything else, and friends and foes alike unite in declaring him
eccentric. Much as I despise the gross, sensual creatures who wear
the form and receive the appellation of man, I sometimes regret that
I am not more like them, and, so, more at ease. They plunge into
excesses with no more concern than a duck feels in plunging into a
lake. With me the thought, or rather the dread, that I may some day
so far forget myself as to debase and degrade myself, according to
the common custom of man, is in itself sufficient cause for the most
excruciating torture. When I look upon men as they average and see
the perfect nonchalance with which they commit this, that, or the
other abuse from which I would recoil with utter repugnance, I wonder
if, after all, they are not really to be envied. My condition is as
much of a puzzle to me as it possibly can be to you. Logically, there
is no reason for it. My father and mother were neither abnormally
sensitive nor excessively moral. So far as I am able to ascertain,
they regarded things in life very much as every one else does. It was
the same, I believe, with the parents of Poe. Things he has written
prove to me that he felt the same disgust for whatever demoralizes
that I have always felt, only he saw how the world would behave
towards him if he did not seem in sanction and approve of its
rottenness. I do not blame him. His way was wisest. Deceit is best in
such a case, if it can only be assumed. With his sensitiveness were
associated force and defiance,-two traits which I seriously lack.
Perhaps, though, he could endure the world more easily than I can,
because his childhood was less dreadful than mine. All through my
infancy things were done which stung and wounded me. Not that I was
treated more harshly than children commonly are, but because my
nature was so unlike that of children in general that the things
which never disturbed them were offensive to me. I soon learned that
companionship meant pain, and that I could never know or feel
anything like content unless I held myself aloof from every one.
This, for a man, is hard enough to do; for a child it is next to
impossible. I was forced to subject myself to the will of harsh,
unfeeling teachers, and to the society of those who, scarcely more
than animals themselves, accredited me with no instincts finer than
their own. Most of the studies thrust upon me seemed dull, stupid,
and worthless : because they so jarred upon me that my understanding
faculties were dulled and blunted with pain, I was declared
half-witted. For hours I would sit and dream beautiful day-dreams;
and that won for me similar epithets. It is a misfortune to be
organized as I am; yet I am what I am because a stronger will and
power than mine made me so. In that lie my sole solace and comfort
for having lived at all. If my reading and observation have not been
in the wrong direction, much of the phenomenon which is called
insanity is really over-sensitiveness. It is often hinted, and
sometimes openly declared, that I am a madman. Perhaps I am; but I
doubt it. Insanity may be self-hiding. An insane man may be the only
person on earth who is not aware of his insanity. Of course I, for
such reasons, may not be able to comprehend my own mental condition,
except in an exaggerated and unnatural way. But I believe myself a
rational being. That, though, may be proof of my insanity. Yet I
doubt if any insane person could study and analyze himself as I have
done and still do. I am simply out of tune with the majority of my
race. I do not enter into man's common pleasures, because they
disgust me and would destroy me. Society hurts me, and I keep out of
it. Women court me, and for my safety I avoid them. Were I a poet, I
should be praised for saying these things in verse; but the gift of
utterance is not mine, and so I am sneered at; scorned, and called a
madman. Will God, when he summons me, adjudge me the same?"
With
tearful eyes, he pressed my hand, smiled, and left the room. The
learned doctors have already declared Ludwig of Bavaria insane, and
kindlier judgment from those who loved him would very likely be
counted wasted sympathy by the world.
Fussnoten
(1)
Dokument hochgeladen von Wikimedia Commons
(2)
Schweiggert (Alfons), Edgar
Allan Poe und König Ludwig II.: Anatomie einer Geistesfreundschaft,
Eos Verlag, 2008
(3)
Below (Ludwig), Dem
Toten die Ehre- Entsiegelte Dokumente. Treue Bayernherzen ihr
Liebling als Denkmal. Roman eines Königstraumens nach ganz
neuerschlossenen Quellen,
München, Bayerischer Volks-Verlag, (S. 195-196)
(4)
Ammon
(Thomas), Ludwig
II. für Dummies,
2007, S.56
(5)
Hilmes (Oliver),
Ludwig II .: Der unzeitgemäße König,
Siedler, 2013
(6)
Schweiggert (Alfons), Op.cit.
(7)
Radiosendung: Bayern 2, König
verehrt Autor, Ludwig II. und Edgar Allan Poe
(8)
digiPress
- Das Zeitungsportal der Bayerischen Staatsbibliothek
(9)
Der Artikel der Temps
kann auf der Gallica-Website der Bibliothèque de France gelesen
werden
(10)
Der Artikel von L'Intransigeant
kann auf der Gallica-Website der Bibliothèque de France gelesen
werden
(11)
Viele andere amerikanische Zeitungen berichteten über die
Vanderpoole-Affäre. Charles Johanningsmeier (State University
College at Cortland) erwähnt dies in einem gut dokumentierten
Artikel mit dem Titel Expanding
the Scope of "Periodical History" for Literary Studies:
Irving Bacheller and His Newspaper Fiction Syndicat.
In der Fußnote 23 seiner Studie listet Charles Johanningsmeier die
Artikel der amerikanischen Presse auf, die über die Verhaftung des
Fälschers geschrieben haben: der Syracuse
Herald
vom 25.09.1887, der Journalist
vom 24.09.1887 und vom 22. Oktober 1887, die Publishers
Weekly
vom 24.09.1887. Vanderpooles Antwort wurde im Journalist
vom 5. November 1887 veröffentlicht.
(12)
Larisch von Wallersee-Witterlsbach (Mary Louise), My
royal relatives,
John Long, London, 1936, S.177
(13)
Below (Ludwig), Op.cit.
(14)
Princess
Nourmahal
kann onlineauf dem Hathitrust Website gelesen werden
©
Luc Roger. Alle Rechte vorbehalten.
Das Interview ist mit, als König-Ludwig-Kennerin, bekannt. Vanderpoole müßte, um die Empfindlichkeit des Königs so treffend zu beschreiben, eine jahrelange Charakterstudie betrieben haben, wozu Vanderpoole aber gar nicht in der Lage war. Möglich, dass Vanderpoole den Bericht etwas "geschönt" hat, aber es ist bekannt, dass der König nie Schwierigkeiten hatte, mit normalen Menschen zu sprechen, er suchte sich seine Gesprächspartner eben selbst aus. Dass er selbst sehr belesen war, steht außer Zweifel und er wäre selbst ein guter Bibliothekar gewesen. Bei weiterem Interesse an König Ludwig II. finden Sie hier Beiträge von mir:
RépondreSupprimerhttps://www.literaturforum.de/threads/21703-koenig-ludwig-ii-tod-ein-vertuschter-kriminalfall
Vielen Dank für Ihr Interesse!