lundi 25 juin 2018

1907. 6 Monaten Gefängnis wegen einer Ludwig II. / Prinzregentenkarikatur. 1919. Erschossen!

Journalist, ein gefährlicher Job! Josef Anton Leib wurde in 1907 für Regentenbeleidigung verhaftet. In 1919 wurde er erschossen weil er Offiziere beschimpt hätte.




Presseabschnitt aus der Allgemeine Zeitung, München, 14. Februar 1907





München 13. Febr, (Der "Grobian" auf der Anklagebank). In Nr. 50 der dahier erscheinenden Wochenschrift  Der Grobian, die von Joseph Anton Leib verlegt und redigiert wird, sollte ein Titelbild erscheinen. das den Regenten im Bette sitzend darstellt;  vor ihm schwebt der Geist König Ludwigs II., an der Wand stehen die Worte: "Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen ", welche der König durchstreicht. Als das Pflichtexemplar an die Polizei abgeliefert wurde, waren erst  drei oder vier Probeabdrucke fertig, welche außer Leib auch dem Drucker und dessen beiden Lehrlingen zu Gesicht kamen. Wegen dieses Bildes  wurde gegen Leib Anklage wegen Regentenbeleidigung erhoben; da eine Verbreitung dieses Druckerzeugnisses nicht stattgefunden hat, wurde die Sache der Strafkammer zur Aburteilung zugewiesen, Das Gericht fand in dem Bilde den dem Regenten gemachten beleidigenden Vorwurf des Schuldbewußtseins, das in den Ereignissen des Jahres 1886 seinen Grund haben soll, und verurteilte Leib zu 6 Monaten Gefängnis.


Presseabschnitt aus der The Washington herald., March 10, 1907, Second Part, Page 3

Dieselbe Nachricht wurde auch in Amerika publiziert:


NEVER PRINTED, YET A LIBEL.
Bavarian Editor Sent to Prison on Charge of  Lese Majeste.

Munich March 9. - Herr  Leib,  editor of the weekly newspaper, the Grobian, published in Munich has been sentenced to six months imprisonment for lese majeste against the prince regent of Bavaria.  Herr Leib published a picture in his journal  representing the prince regent in bed  sitting up and staring starIn at the the shade of the late King Ludwig II. Undern the picture are the words, " A good  conscience  is a soft pillow ."

A remarkable thing about the conviction is that the number of the Grobian in which the picture appeared had not been been published but had only been submitted to the police for approval. Leib denied that he had any intention of insulting the prince regent. He only intended to criticise the regents passive attitude towards a large number of persons who insist that the late King did not commit suicide in the Starnberg Lake, as is generally supposed, was murdered.

It appears that Leib had already declared that the Kings attendants at the time were overpowered by the murderers. According to Leib, the regent should investigate these statements and free the thelate the late King from the charge that he was mentally deranged and committed suicide."



Und in 1919 wurde der damalige Herausgeber des Grobians, Josef Anton Leib, in einem Münchner Restaurant erschossen

"Münchner Räterrepublik - Weisser terror - 1919

Josef Anton Leib , Daiserstrasse 4 in München , hatte eine Zeitschrift ,,Der Republikaner, Volksblatt für Süddeutsche Freiheit“, herausgegeben. Am 2. Mai bezog das Batl. Lindenfels , in der Mehrzahl aus Tübinger Studenten bestehend, Quartier in der Implerschule  Bei Leib wurden drei Haussuchungen abgehalten, es wurde aber nichts gefunden; dann wurde er mitgeschleppt und auf Befehl des Rittmeisters Freiherrn von Lindenfels im Hof des Restaurants Elysium erschossen.

Als Begründung wurde angegeben, er habe ,,auf der Liste gestanden“ und habe die Offiziere beschimpft. Gegen Freiherr v. Lindenfels wurde am 2. August 1920 Anklage erhoben. Er wurde freigesprochen (Wehrkreis-Kommando V Abt, IV.).".

in: Vier Jahre Politischer Mord , von Emil Julius Gumbel , eine Broschüre, in denen der Autor der Justiz etwa 300 ungesühnte politische Morde – in der Regel von rechts – in den Jahren 1918-1920 nachweist, veröffentlicht 1922: „Die höchste zuständige Stelle, der Reichsjustizminister, hat meine Behauptungen mehrmals ausdrücklich bestätigt. Trotzdem ist nicht ein einziger Mörder bestraft worden. “

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